Julia Retzlaff zur Integration von zugewanderten Fach- und Arbeitskräften in den Arbeitsmarkt

Julia Retzlaff zur Integration von zugewanderten Fach- und Arbeitskräften in den Arbeitsmarkt auf Youtube

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Sehr geehrte Frau Präsidentin,

sehr geehrte Damen und Herren,

der große Bedarf an Arbeitskräften und Fachkräften ist ein Thema, das die Menschen zutiefst bewegt. Jeder von uns bekommt im Alltag die Auswirkungen von Personalmangel zu spüren.

Wir spüren es in Kitas, im Gesundheitswesen, bei der Beauftragung von Handwerkerleistungen und an Öffnungszeiten von Geschäften. Laut Bundesagentur für Arbeit waren im Durchschnitt dieses Jahres bundesweit 771.493 offene Stellen gemeldet. Vor allem in sozialen, gesundheits- und technischen Berufen fehlen qualifizierte Mitarbeitende.

Der Personalmangel wirkt sich negativ auf die allgemeine Daseinsvorsorge und auf die Wirtschaft aus. Es geht um Existenzen, es geht um die Sicherung unserer Sozialsysteme, um unsere Wirtschaftskraft und unseren Wohlstand.

Das grundlegende Problem ist: Angesichts der demografischen Entwicklung wird das Angebot an Arbeitskräften in den kommen­den Jahrzehnten weiter massiv zurückgehen.

Ohne Zuwanderung in den Arbeitsmarkt werden wir das in Deutschland benötigte Erwerbsniveau von 45 Millionen Erwerbspersonen nicht halten können.

Hier setzt das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz des Bundes an. Es schafft die rechtlichen Rahmenbedingungen, um Fachkräfte aus dem Ausland gezielt anzuwerben und ihnen den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern.

Diese neuen Möglichkeiten wollen wir für Niedersachsen nutzen und zugleich die Integration von bereits zugewanderten Menschen in den Arbeitsmarkt auf nachhaltige und regional fokussierte Weise stärken.

Dabei hat jede Region in Niedersachsen ihre eigenen Bedarfe, Herausforderungen und Strukturen.

Best-Practice-Beispiele aus der Fachkräfteinitiative Niedersachsen und des Bündnisses „NIEDERSACHSEN PACKT AN“ wollen wir deshalb weiterfinanzieren und weiterentwickeln.

Was tun wir also ganz konkret?

Zentraler Anker zur Verbesserung der Arbeitsmarktsituation sind die acht Regionalen Fachkräftebündnisse Niedersachsens.

In ihrem Rahmen haben sich fünf regionale Welcome-Center in Südniedersachsen, Südostniedersachsen, Ems-Achse, Allianz für Fachkräfte Nordostniedersachsen sowie Leine-Weser etabliert.

Als regionale Networker mit Arbeitsagenturen, Unternehmen, Handwerkskammern sowie weiteren lokalen Akteuren bringen sie Fachkräfte und Betriebe zielgerichtet zusammen.

Sie bieten Hilfestellungen bei der Integration von ausländischen Mitarbeitenden und ihren Familien und stärken die Willkommenskultur der Region strukturell.

Dass die Welcome Center auch die Basis für innovative Pilotprojekte mit den Akteuren vor Ort sein können, zeigt zum Beispiel das Projekt „FOURmat“ der Fachkräfteinitiative Südostniedersachsen. Über ein virtuelles Jobspeed-Dating wird ein erfolgreiches Matching zwischen regionalen Betrieben und migrationsinteressierten Arbeitskräften aus Pflege und IT vorbereitet. Unterstützung gibt es auch, den Onboardingprozess für eine erfolgreiche Integration der neuen Mitarbeitenden zu gestalten.

Das erfolgreiche Anlaufen der Welcome-Center wollen wir also nutzen, diese konkret vor Ort wirkenden Strukturen weiterzuentwickeln.

In Abstimmung mit den Akteuren der acht regionalen Fachkräftebündnisse soll ein einheitliches Konzept für die Welcome-Center erarbeitet werden, das insbesondere einheitliche Qualitätsstandards, bedarfsgerechte Personalschlüssel sowie Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu regionalen Fach- und Arbeitskräfte-Service-Centern beinhaltet.

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Arbeitsmarkt ist ein zentraler Ort, an dem Integration stattfinden kann. Dafür ist es wichtig, dass wir die vorhandenen Barrieren beseitigen und den Zugang zu Beschäftigung erleichtern.

Niedrigschwellige Hilfestellungen zur Arbeitsmarktintegration für Menschen, die mit Fluchthintergrund oder aus Gründen der Erwerbsmigration bereits bei uns leben, bieten seit zwei Jahren die 21 quer über Niedersachsen verteilten regionalen Start-Guide-Projekte.

Die ‚Start Guides‘ beraten persönlich und passgenau.

Denn die praktischen Hürden für einen Einstieg in den Arbeitsmarkt können für Menschen aus dem Ausland individuell ganz unterschiedlich sein. Es können Sprachbarrieren sein, Unterstützungsbedarf beim Bewerbungsprozess oder bei Fragen zu Berufsanerkennung und Einstiegsmöglichkeiten in den Arbeitsmarkt. Auf der anderen Seite bestehen oftmals auch bei Unternehmen ähnliche Fragen und Unterstützungsbedarfe.

Erfahrungsberichte aus ganz Niedersachsen zeigen Erfolge der Start Guides: Es gelingt Zugewanderte aus unterschiedlichen Altersgruppen und mit unterschiedlichsten beruflichen Hintergründen, in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse, betriebliche Berufsausbildungen und Qualifizierungen zu bringen.

Die Start Guides leisten einen wichtigen Beitrag, um zugewanderten Menschen eine Perspektive in unserem Land zu geben. Wir wollen sie deshalb um mindestens zwei weitere Jahre verlängern und prüfen lassen, inwieweit und in welchen Regionen weitere Projekte umzusetzen sind.

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir wissen, dass die genannten Instrumente hervorragende Ergebnisse für die Fach- und Arbeitskräftesicherung in Niedersachsen erzielen.

Sie sind ein Baustein für das Lösen des Personalmangels ganz konkret vor Ort in unseren Regionen.

Deshalb ist es unsere Erwartung an die Landesregierung, diese Strukturen zu festigen und weiterzuentwickeln.

 

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.